Inszenierungen des Erbes im deutschsprachigen Raum / Mises en scène de l’héritage dans l’espace germanophone

Inszenierungen des Erbes im deutschsprachigen Raum / Mises en scène de l’héritage dans l’espace germanophone

Veranstalter
Centre de Recherches et d'Etudes Germaniques (CREG) - EA4151
Veranstaltungsort
Maison de la Recherche - Salle E412, Université Toulouse Jean Jaurès, 5 allée Antonio Machado, 31058 Toulouse
Ort
Toulouse
Land
France
Vom - Bis
12.06.2020 -
Deadline
01.03.2020
Website
Von
DoktorandInnen der CREG - Doctorant.e.s du CREG

Ziel dieses Forschungstages der CREG-DoktorandInnen zum Forschungsgegenstand Erbe, ist zu hinterfragen, wie das Erbe inszeniert wird, sei es im Bereich der Politik, der Literatur, der Kunst oder der Familie; und auch wie spezifisch diese Inszenierungen innerhalb des deutschsprachigen Raums sind. Die im Rahmen dieser Veranstaltung geführten Vorträge und Gespräche sollen es ermöglichen, den Begriff der Inszenierung in Frage zu stellen sowie die Vielfalt der Erbformen und deren Zusammenspiel im deutschsprachigen Raum zu unterstreichen.

Dieser Forschungstag bietet eine Gelegenheit des Dialogs zwischen ReferentInnen aus verschiedenen Disziplinen wie der Geschichtswissenschaft, der Neuphilologie, der Kunstgeschichte, der Übersetzungswissenschaft, der Geographie, der Philosophie, der Soziologie, der Anthropologie… Der Begriff „deutschsprachiger Raum“ soll hier, nicht nur die deutschsprachigen Länder – Deutschland, Österreich, die Schweiz, Liechtenstein – bezeichnen, sondern auch die Länder, wo Deutsch als offizielle Spache anerkannt ist – Italien, Belgien, Luxemburg – sowie alle Gebiete europa- und weltweit, in denen deutschsprachige Gemeinschaften gewohnt haben oder noch heute wohnen. Diese Veranstaltung soll ein Anlass geben, ohne Epochenbegrenzung über die Vielfalt der Erbformen in dieser deutschsprachigen Diaspora nachzudenken.

Hierzu können folgende thematische Schwerpunkte wertvolle Denkanstöße liefern:

1. Mechanismen der Inszenierung: Adaption, Umwandlung, Vermittlung

Der Begriff Inszenierung setzt die Vorstellung des Übergangs, einer Anpassung, einer Umwandlung voraus. Inszenieren heißt, ein Narrativ darzustellen, es zum Ausdruck zu bringen: Es handelt sich um einen Akt der Kommunikation. In der Theaterwissenschaft wird Inszenierung als die Gesamtheit der zur Verfügung stehenden Mittel zum Aufbauen eines für ein Publikum bestimmten Werkes definiert. Diese Definition findet jedoch Anwendung über das Theater hinaus. Inszenierung impliziert eine Vorbereitung, eine Reflexion über die vermittelte Botschaft und die im Vorfeld getroffenen Entscheidungen. Dabei handelt es sich also weder um Spontaneität, noch um Zufall. Im Laufe dieses Adaptionsprozesses tragen politische, künstlerische, religiöse, kulturelle Dynamiken zur Umwandlungsarbeit bei. Inszenieren bedeutet auch, bisher Unsichtbares sichtbar zu machen, wie im Fall der explizit in die Bühnenpraxis umgesetzten Bühnenanweisungen. Die Inszenierung setzt andersartige Rezeptionsausrichtungen ein, welche also diese Adaptionsarbeit benötigen.
Ähnlich wie auf der Bühne, wo der Vorhang auf- und zugezogen wird, unterliegen andere Inszenierungsformen festen Vorschriften: Dieses gilt beispielsweise für die Präsidialansprachen, Prozesse, die Vernissagen… Die Inszenierung wird dann ein Ort der Ritualisierung. Solche Riten können das Inszenieren des Erbes beeinflussen, bzw. sich sogar noch wichtiger als das Erbe selbst erweisen.
Es scheint also relevant, die Mechanismen, Strategien und Prozesse der Inszenierung von Erbe; in all ihrer Vielfalt, Elaboriertheit und Politisiertheit zu hinterfragen.

2. SchauspielerInnen, RegisseurInnen, ZuschauerInnen: Zusammenspiele hinterfragen

Der Begriff Inszenierung setzt die Anwesenheit mehrerer Beteiligten auf, hinter und vor der Bühne voraus. Mit der Inszenierung gehen also Zusammenspiele, Austausche einher. Eine Mitwirkung gibt es immer mehr oder weniger, denn SchauspielerInnen und RegisseurInnen schaffen und „hantieren“ mit der Originalerzählung im Theaterstück oder im Film, um ihre eigene Inszenierung einzigartig zu machen. Die Inszenierung der politischen Figuren ist ebenso elaboriert: Bei der Auswahl der Kleidung, der Kampagnefarben, der Ausdrücke wird nichts dem Zufall überlassen.
Auch die ZuschauerInnen nehmen aktiv an der Inszenierung teil, denn ohne ZuschauerInnen gibt es, ja keine Aufführung, keine Rede, keine Rezeption. Eine ablehnende Reaktion auf eine besondere Art der Inszenierung kann dazu führen, dass Stücke in bestimmten Formen nicht mehr aufgeführt werden. Einige Personen, die nicht an der Inszenierung beteiligt sind, können auch eingreifen: In der Literatur können beispielsweise Nachfahren von AutorInnen die Adaption von Werken ihrer Vorfahren verweigern und dadurch jegliche Benutzung dieses Erbes verhindern.
Die Infragestellung dieser Zusammenspiele ist insofern interessant, als sie selbst Fragen zum Status des Erbes und derjenigen aufwerfen, die es inszenieren.

3. Interkulturalität und Intersubjektivität
Die verschiedenen Gedenkfeiern an das Ende des Ersten Weltkriegs liefern Beispiele dafür, wie die Staaten die Geschichte inszenieren. Sie entwickeln sich größtenteils ab der Periode kurz nach 1918 und ermöglichen zugleich ein offizielles Kriegsnarrativ und eine Rechtfertigung des Konfliktes, indem sie dessen moralische Gründe hervorheben. Die tragische, für die Überlebenden erarbeitete Inszenierung der Erinnerungsfeiern an den 11. November soll die Bevölkerung in ihrer Trauer um eine zeitliche Einheit – den 11. November –, eine räumliche Einheit – das Denkmal – und eine handlungsbezogene Einheit – die Gedenkfeier als solche – verbinden. Das aufeinanderfolgende Auftreten einer Kriegswitwe, von Eltern, die einen Sohn verloren haben, und eines Waisen am Grabmal des Unbekannten Soldaten erinnert an alle Trauernden der Nation.
Im besiegten Deutschland sind die Erzählung und die Inszenierung des Konflitkes anders. Nach der Demütigung des Versailler Vertrages und in Ablehnung der Niederlage feiert Deutschland seine Soldaten und lässt sie als Sieger defilieren. Das Narrativ nimmt den Schein eines fortgesetzten Krieges an, sodass sich andere Prozesse im Erbe des Konfliktes entwickeln, wie die von George Mosse formulierte „Brutalisierung“. Die Übernahme des Kriegserinnerungsnarrativs ermöglicht in beiden Fällen eine Verortung dessen Legitimität. Man kann feststellen, dass das Erbe – oder vielmehr dessen zahlreiche Instanzen – desselben Ereignisses sich je nach Erzähler unterscheiden.

Das Nichtvorhandensein eines Erbes kann ebenso inszeniert werden. Die Amerikanische Revolution stützt sich auf ein Bekenntnis zum Bruch mit Europas Erbe und Traditionen. Das Erbe „ist nunmehr das Eigentum der Söhne, die es ohne die Hilfe der Tradition […], die auf jedem Erben lastet , frei erfinden dürfen“: Es rührt nicht mehr von den Vorfahren her, sondern baut auf die Zukunft auf. „Unserem Erbe geht kein Testament voran “, so René Char.

Diese thematischen Schwerpunkte sollen dazu anregen, weitere Problemstellungen, die an die Thematik des Forschungstages anknüpfen, zu formulieren.
Dieser Forschungstag richtet sich an DoktorandInnen aus verschiedenen Fachgebieten, deren Arbeitsschwerpunkt aber auf dem deutschsprachigen Raum liegt. Andere NachwuchsforscherInnen werden herzlich zur Teilnahme eingeladen, wenngleich Vorschlägen von DoktorandInnen der Vorzug gegeben wird. Die in deutscher oder französischer Sprache verfassten Beiträge sollen 20 Minuten dauern, worauf eine zehnminütige Diskussion folgen wird.

Alle Beitragsvorschläge müssen mit einer Zusammenfassung im Unfang von 300-400 Wörtern und einer kurzen Präsentation des Verfassers/der Verfasserin und dessen/deren Forschungsarbeiten bis zum 1. März 2020 an folgende Adresse geschickt werden: doctorants.creg@gmx.com

Der Forschungstag wird am Freitag, dem 12. Juni 2020 im Saal E412, Maison de la Recherche, Université Toulouse Jean Jaurès, 5 allée Antonio Machado, 31058 Toulouse stattfinden.
Die Kosten für die Mahlzeiten und Kaffepausen während des Forschungstages werden vom CREG für die TeilnehmerInnen übernommen. Die Transport- und Unterkunftskosten werden von den Forschungseinheiten der TeilnehmerInnen getragen werden müssen.

Organisationskomitee: Marion Garot, Tristan Kuipers & Solène Scherer, CREG - EA 4151, Université Toulouse Jean Jaurès

Wissenschaftliches Komitee:
- Jacques Lajarrige, CREG - EA 4151 - Université Toulouse Jean Jaurès
- Christina Stange-Fayos, CREG - EA 4151 - Université Toulouse Jean Jaurès
- Françoise Knopper, CREG - EA 4151 - Université Montpellier Paul Valéry
- Hilda Inderwildi, CREG - EA 4151 - Université Toulouse Jean Jaurès
- Elisabeth Kargl, CRINI - EA 1162, Université de Nantes

Anträge in deutscher oder französischer Sprache bis zum 1. März 2020 erbeten

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Version française :

Le but de cette journée d’étude doctorale est d’interroger de quelles manières est mis en scène un héritage, qu’il soit politique, littéraire, artistique ou familial ; et quelles sont les spécificités de ces mises en scène au sein de l’espace germanophone. Les contributions présentées et les échanges qui auront lieu lors de cette manifestation permettront de questionner le concept de mise en scène, tout en soulignant la pluralité des héritages et de leurs articulations dans l’espace germanophone.

Notre journée d’étude sera l’occasion d’un dialogue entre des champs disciplinaires variés, en réunissant des intervenant·e·s de domaines comme l’histoire, les lettres modernes, l’histoire de l’art, la traductologie, la géographie, la philosophie, la sociologie, l’anthropologie… Par espace germanophone, nous entendons les pays de langue allemande – Allemagne, Autriche, Suisse, Liechtenstein – mais également les pays où la langue allemande est reconnue comme autre langue officielle – Italie, Belgique, Luxembourg –, ainsi que toutes les régions où des communautés germanophones ont vécu ou vivent toujours, en Europe et dans le monde. Cette journée sera l’occasion de réfléchir sur la diversité des héritages de cette diaspora germanophone, toutes époques confondues.

Plusieurs axes thématiques peuvent être envisagés comme pistes de réflexion.

1.Mécanismes de la mise en scène : adaptation, transformation, médiation

La notion de mise en scène implique l’idée d’un passage, d’une adaptation, d’une transformation. Mettre en scène, c’est représenter un récit, le donner à voir, il s’agit d’une action de communication. Au théâtre, la mise en scène se définit par l’ensemble des outils à disposition pour agencer une œuvre à destination d’un public. Cette définition s’applique cependant au-delà du théâtre. La mise en scène sous-entend une préparation, une réflexion autour du message véhiculé et des choix opérés en amont pour y parvenir. Elle n’est donc ni spontanée, ni laissée au hasard. Lors de ce processus d’adaptation, des dynamiques politiques, artistiques, religieuses, culturelles entrent en jeu dans le travail de transformation. Mettre en scène, c’est aussi rendre visible ce qui ne l’était pas, telles les didascalies théâtrales, transposées à la scène. La mise en scène mobilise d’autres sens de réception, qui nécessitent donc ce travail d’adaptation.
Comme au théâtre, où le rideau s’ouvre et se ferme, les autres formes de mises en scène ont des codes fixes : le discours présidentiel, le procès, le vernissage… La mise en scène devient alors le lieu d’une ritualisation. Ces rites peuvent influencer la mise en scène de l’héritage, voire devenir plus importants que l’héritage lui-même.
Il semble donc pertinent d’interroger les mécanismes, les stratégies et les processus de la mise en scène autour de l’héritage, aussi divers, travaillés, politisés qu’ils puissent être.

2.Acteurs, metteurs en scène, spectateurs : interroger les relations

La notion de mise en scène implique plusieurs intervenant·e·s : sur scène, derrière la scène et dans la salle. La mise en scène suppose donc des interactions, des échanges. Il y a toujours un degré plus ou moins important d’implication, puisqu’au théâtre ou au cinéma, les acteur·trice·s et les réalisateur·trice·s créent et jouent avec le récit initial pour rendre leur mise en scène unique. (A l’instar de…,) De la même manière, la mise en scène des personnalités politiques est tout aussi travaillée : choix des tenues, des couleurs de campagne, des expressions... il n’y a pas de place pour l’improvisation.
Les spectateur·trice·s participent aussi activement à la mise en scène, puisque sans spectateur·trice·s, il n’y ni spectacle, ni discours, ni de réception. Une réaction hostile à un certain type de mise en scène peut conduire à ne plus donner à voir de représentations sous certaines formes. Il y a aussi des personnes extérieures à la mise en scène qui peuvent intervenir. En littérature, certain·e·s descendant·e·s d’auteur·trice·s peuvent refuser l’adaptation qui a été faite des œuvres de leur ancêtre, empêchant toute nouvelle utilisation de cet héritage.
Il est intéressant d'interroger toutes ces relations, qui soulèvent des questions quant au statut de l'héritage et ceux et celles qui le mettent en scène.

3.Interculturalité et intersubjectivité

Les différentes commémorations de la Grande Guerre sont des exemples de mise en scène de l’Histoire par les États. Elles se mettent en place pour leur grande majorité juste après 1918, permettant d’établir une narration officielle de la guerre, permettant aussi de la justifier, en insistant sur les raisons morales du conflit. La mise en scène tragique créée pour les survivants à l’occasion des cérémonies du 11 novembre a vocation à rassembler le peuple dans le deuil autour d’une unité de temps – le 11 novembre –, d’une unité de lieu – le monument aux morts – et d’une unité d’action – la cérémonie commémorative. Le défilé sur la tombe du Soldat inconnu d’une veuve de guerre, de parents ayant perdu un fils et d’un orphelin symbolise tous les endeuillés de la nation.
En Allemagne, pays vaincu, la narration et la mise en scène du conflit sont différentes. Humiliée par le Traité de Versailles et refusant la défaite, l’Allemagne accueille et fait défiler ses soldats comme des vainqueurs. Le récit prend des allures de poursuite de la guerre, l’héritage du conflit engendrant alors d’autres processus,comme celui de “brutalisation” théorisé par George Mosse. La prise en charge de la narration de la mémoire de la guerre permet dans les deux cas d’en délimiter la légitimité. On constate que l’héritage ou plutôt les héritages d’un même événement divergent selon les narrateurs .
L’absence d’héritage peut elle aussi être mise en scène. La Révolution américaine se fonde sur une revendication de rupture avec l’héritage et les traditions européennes. L’héritage “est désormais la propriété des fils libres de l’inventer sans le secours de la tradition [...] qui pèse sur tout héritier ”, il ne vient plus alors des ancêtres mais de l’avenir. “Notre héritage n’est précédé d’aucun testament ”, disait René Char.

Ces axes ne sont pas exhaustifs et d’autres problématiques en lien avec le thème de cette journée d’étude seront les bienvenues.

Cette journée d’étude s’adresse aux jeunes chercheur·se·s de disciplines variées mais ayant comme aire de travail l’espace germanophone. Si les jeunes docteurs sont également invité·e·s à communiquer, les propositions des doctorant·e·s seront privilégié·e·s. Les communications devront durer 20 minutes et seront suivies de 10 minutes de questions réponses. Elles pourront se faire en français ou en allemand.

Toute proposition de communication devra être envoyée avant le 1er mars 2020 accompagnée d’un résumé de 300-400 mots et d’une courte présentation de l’auteur et de ses travaux de recherches à l’adresse suivante : doctorants.creg@gmx.com
La journée d’étude se déroulera le vendredi 12 juin 2020, en salle E412 à la Maison de la Recherche de l’Université Toulouse Jean Jaurès, 5 allée Antonio Machado, 31058 Toulouse.
Les repas et les collations de la journée seront pris en charge par le CREG pour les participant·e·s. Le transport et l’hébergement seront à la charge des laboratoires de rattachement des intervenant·e·s.

Comité d’organisation : Marion Garot, Tristan Kuipers & Solène Scherer, CREG - EA 4151, Université Toulouse Jean Jaurès

Comité scientifique :
- Jacques Lajarrige, CREG - EA 4151 - Université Toulouse Jean Jaurès
- Christina Stange-Fayos, CREG - EA 4151 - Université Toulouse Jean Jaurès
- Michel Lefevre, CREG - EA 4151 - Université Montpellier Paul Valéry
- Hilda Inderwildi, CREG - EA 4151 - Université Toulouse Jean Jaurès
- Elisabeth Kargl, CRINI - EA 1162, Université de Nantes
- Susanne Lachenicht, Universität Bayreuth

Programm

Kontakt

Solène Scherer

Université Toulouse Jean Jaurès, 5 allée Antonio Machado, 31058 Toulouse

solene.scherer@univ-tlse2.fr